Der Eisspeicher in der Güllegrube

Besichtigung RINO Eisspeichersystem am 16. März 2023

Remo Ritzmann empfing die Besucher der shkt und der VSSH auf dem ehemaligen Bauernhof seiner Eltern, den er in eindrücklicher Pionierarbeit in ein regelrechtes Energielabor verwandelt hat. Auf Umwegen ist der Elektroingenieur zum Daniel Düsentrieb der Heiztechnik geworden. Seine Innovationsideen sind so spannend wie aussergewöhnlich. Dabei wird der Fokus nicht nur auf das technisch Machbare gelegt, sondern speziell auf Nachhaltigkeit, Langlebigkeit sowie minimale Betriebs- und Investitionskosten geachtet.

Nutzung von ungenutztem Raum
Kernstück der Heizanlage im 1840 gebauten Elternhaus, das durch diverse Aus- und Anbauten zu einem Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen wuchs, ist der Eisspeicher in der ausgedienten Jauchegrube. Über die Heizperiode werden mittels einer Wärmepumpe die 150m3 Wasser unter den Gefrierpunkt abgekühlt und sukzessive in Eis verwandelt. Die so gewonnene Energie deckt den Grossteil des Heizbedarfs ab. Über die warme Jahreszeit wird dann über Hybridkollektoren (Photovoltaik-Solarthermie-Kombimodule die Strom und Wärme gleichzeitig erzeugen) das Eis wieder aufgetaut und das Wasser in der Grube auf 25°C aufgeheizt. Gleichzeitig kann über die heissen Sommertage diese Anlage die angeschlossenen Gebäude kühlen.

Energie verschieben, nicht verbrauchen
Die Umwelt liefert ausreichend Energie zu jeder Jahreszeit. Das Geheimnis liegt in der Nutzbarmachung in verwendbarer Form und der Verschiebung an den gewünschten Ort. So wird den Abwasserrohren in der Strasse Abwärme entzogen, indem sie auf einem Graphit-Zementbankett verlegt wurden, das mit einem Rohrsystem ausgestattet ist. Auch in der Fassade oder im Erdreich verlegte Ringleitungen in einer Graphiteinbettung liefern Wärme in das System. Es gibt viele Möglichkeiten, Energie an den verschiedensten Orten zu sammeln. Dabei spielt die besagte Graphiteinbettung eine wichtige Rolle. Ritzmann hat durch intensive Forschung eine Mischung entwickelt, die wie ein Thermo-Booster funktioniert.

Vom Silo zum Energiespeicher
Eine weitere Energiequelle ist das alte Silo, das abgelegt und im Boden vergraben wurde. Der so entstandene Wassertank wird bei günstiger Bedingung über einen frei verlaufenden Wasserfluss über das Hausdach thermisch aufgeladen. Als Nebeneffekt kann der künstliche Regen das Dach im Sommer zusätzlich kühlen.

Ausgeklügelte Regeltechnik
Das Zusammenspiel aller Einheiten verlangt eine hochkomplexe Regel- und Steuertechnik, die sich laufend an den Gegebenheiten orientiert und nachjustiert. Dabei wird der sonst gebräuchliche Schichtspeicher durch ein Temperaturmanagementsystem ersetzt, dem Hydrobus. Der Grundgedanke dabei ist die individuelle Verwaltung der unterschiedlichen Temperaturniveaus. Die jeweils anfallende Temperatur wird direkt dem Verbraucher zugeführt. Überschüssige Wärme wird in Wassertanks oder im Erdreich zwischengelagert um sie dann später zu nutzen. So entsteht ein Netzwerk, das die einzelnen Temperaturkreisläufe mit den vielen Wärmequellen und Verbrauchern verbindet. Sensoren, Modelle aus Erfahrungen sowie Wettervorhersagen führen zu den effektivsten Einstellungen des Heizsystems.

Geht nicht, gibts nicht
Remo Ritzmann sagt, dass ein NEIN für ihn Noch-Ein-Input-Nötig heisst. Es lässt sich immer ein Weg finden, wenn man ihn konsequent sucht. In der Schweiz warten 34’000 leere Güllegruben darauf einem neuen und nachhaltigen Nutzen zugeführt zu werden. Theoretisch liessen sich pro Grube mit einem Eisspeicher jeweils 10 bis 20 Wohnungen heizen. Interessenten melden sich direkt bei Remo Ritzmann.